Life Letter No. 10
Grenzen setzen - warum ist das so schwer?
Bei Grundstücken ist das einfacher. Da setzte ich einen Zaun. Und wenn mir das nicht reicht, noch eine blickdichte Hecke dazu oder einen Baum. Grenzen schützen mich. Grenzen können mich aber auch einsam machen. Wie weit lasse ich jemanden an mich heran? Wieviel Nähe, wieviel Distanz und Schutz brauche ich?
Wir alle wollen geliebt werden, als Kinder wie als Erwachsene. Wenn ich aber Nein sage und damit eine Grenze ziehe, setze ich die Liebe des anderen damit aufs Spiel? Das Nein, mit dem ich mich nur schützen wollte, versteht mein Gegenüber womöglich als Angriff. Und pariert mit einem Gegenangriff: „Nach allem, was ich für dich getan habe!“, ist dann die Reaktion. „Wie kannst du nur so undankbar sein? Nein zu sagen, das ist doch die Höhe!“
Es gibt unzählig viele Grenzverletzungen. Zwei sind besonders schlimm, die aus Liebe und die aus Gleichgültigkeit. Liebe, die es ja nur gut mit mir meint, kann wie eine Ladung Kies sein, die von einem Laster runterrutscht und mich zuschüttet, bis ich keinen Mucks mehr mache. Wenn jemand aus Gleichgültigkeit meine Grenzen missachtet, indem er so tut, als wäre ich gar nicht da, dann kann die Verletzung so groß sein, dass ich mich vollständig verliere. Dass ich gar nicht mehr da, gar nicht mehr ich selbst, dass ich außer mir bin.
Sich und seine Grenzen wieder zu finden in einer Aufstellung, das ist mein Angebot am 2. Juni um 11 Uhr in der Praxis Frauke Schäbitz in Mainz. Ich freue mich auf Anmeldungen unter kontakt@dieter-sdun.de