Life Letter No. 3
Urlaub – wozu brauchen wir das?
Endlich Urlaub. Die schönste Zeit des Jahres. Hauptsache weg. Die Seele baumeln lassen. Abschalten. Ferien vom Ich. Herrlich!
Ein paar Wochen später, wenn ich zurückkomme aus meinen Ferien und in den Spiegel sehe, erinnere ich mich an den Abenteurer in mir, an den, der stundenlang einer Quelle entgegengewandert ist. Die es laut Reiseführer wirklich gab. Aber da kam keine Quelle. Dafür die Dämmerung. Im Halbdunkel dann zurückgewandert. Was am Tag so einfach war, schien in der Nacht ein Abenteuer zu sein. Statt eines Weges ein ausgetrocknetes Bachbett voller Geröll und Felsbrocken. Schließlich in völliger Dunkelheit wieder am Auto. Das Ziel nicht erreicht, den Muskelkater schon in den Beinen, trotzdem glücklich bis zum Anschlag. Daran erinnere ich mich, wenn ich wieder zu Hause bin und in den Spiegel schaue. Das war ich.
Bei der Rückkehr aus dem Urlaub trifft mein Helden-Ich mit gebräunter Haut und frischen Erinnerungen auf mein altes Alltags-Ich. Ungläubiges Staunen: Das soll mein Leben sein? Als Pendler im Stau? Und das ist ernsthaft mein Job? Mit diesen Menschen arbeite ich täglich zusammen? Immer noch Staunen. Über das was ist, aber auch über das, was gerade erst war. Ich als Abenteurer! Der aber ist nicht mehr gefragt, weil ich ja arbeiten muss, um mir meinen Urlaub leisten zu können. Nach einer Woche Alltag ist das Staunen vorbei. Alles wie immer. Oder geht das, dass ich in diesen herrlichen Schwebezustand nach dem Urlaub zurückkehre? In die Fülle meiner Möglichkeiten? Dass ich daraus etwas mache?